UNSERE STADT IN DER WIR LEBEN -

-Fritzlarer Heimatmuseum gewinnt immer mehr an Bedeutung-

„Jeder Archäologe spürt im Herzen, warum er gräbt. Er gräbt, um, mitfühlend und demütig, die Toten wieder le­bendig werden zu lassen, damit das, was vorüber ist, den­noch nicht für immer verloren sei. Damit aus den Trüm­mern der Zeitalter etwas gerettet werde und so die Ge­genwart durch die Vergangenheit mehr Farbe bekomme, und wir für die Zukunft mehr Mut!“ Dieser prägnante Spruch von Geoffrey Bibby, der im ur- und frühgeschicht­lichen Teil des Fritzlarer Museums zu lesen ist, endet mit den Worten: „Seine Ausgrabungen sind nur eine Abzahlung auf das, was wir alle den Menschen schulden, die im Lauf von Jahrtausenden unsere Welt für uns formten."

      Er charakterisiert genau jene, im Grunde nur aus wenigen Aktiven bestehende Arbeitsgemeinschaft des Vereins für ur- und frühgeschichtliche Sammlungen. Das Museum, das seit 1956 in dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Hochzeitshaus unterge­bracht ist, hat sich über mehrere Provisorien in der Zeit von 1951 bis heute einen weit über die Heimatgrenzen bekannten, guten Ruf erworben.

      Neben der ur- und frühgeschichtlichen Abteilung, auf die wir in unserem heutigen Bericht ausschließlich eingehen möchten, befinden sich mittlerweile eine umfangreiche geologische Sammlung, eine Truhenausstellung und eine Sammlung für Volkskunde in diesem ehrwürdigen alten Ge­bäude, das, obwohl es im Laufe der Jahrhunderte mehr­mals den Besitzer und den Verwendungszweck wechselte, für diesen Zweck nahezu ideal ist. Nicht nur die Räum­lichkeiten, sondern auch das äußere Bild des Hauses, an dem in den letzten Tagen gerade eine Verschönerung der Außenfassade durch Neuanstrich und Verputzung zu Ende ging, geben dem Besucher die Atmosphäre, die er bei der Rückblende durch die Jahrtausende braucht.

      Die ur- und frühgeschichtliche Abteilung, die neben den Arbeitsräumen das Erdgeschoß aufnimmt, reicht zeitlich von dem Auftreten der ersten Menschen unseres Gebietes bis etwa zur Christianisierung unter Bonifatius. In einigen Abschnitten geht sie sogar bis zum Jahr 1000. Die Funde, die durch oberflächen­mäßige Absuchung im Ergebnis ein kontinuierliches Auftreten von Menschen innerhalb des Kreises seit der Altsteinzeit nachgewiesen haben, wurden in jahrelanger Kleinstarbeit von jener Gruppe Idealisten zusammen­getragen, die eine Existenz des Museums über­haupt erst ermöglich­ten.

      Wir hatten Gelegenheit, jene Eindrücke der damaligen Lebensgewohnheiten von Martin Kliem, einem der stets Aktiven, in Verbindung mit anderen Besuchern veranschau­licht zu bekommen. Über Tierknochen der älteren Alt­steinzeit mit Knochenresten des Steppenekfanten, der eine ursprüngliche Schulterhöhe von etua fünf Metern aufzuwei­sen hatte, sieht man Knochenteile von Pferden. Rentieren, Riesen- und Edelhirschen, ebenso wie Bisons, Flühknhyä­nen, um nur einige namentlich aufzuführen. Auch ein Merowinger Menschenskelett aus dem Jahre 570 nach Chri­sti beinhaltet die Sammlung.

Im weiteren Teil wird man mit Waffen- und Ilandwerks­zeug bis hin zum Schmuck der verschiedenen Epochen vertraut gemacht. Den letzteren angesprochen ist zum Beispiel eine unter einem Mikroskop liegende, einein­halb Millimeter große Perle die Rarität des Bereiches. Tonkrüge, Eisen- und Steinbeile, Speerspitzen und andere Dinge haben in dem sehr übersichtlich aufgebauten Mu­seum Platz gefunden. Eine Urnensammlung aus der Jung­bronzezeit, die ausschließlich am Ostrand von Fritzlar ent­deckt und geborgen wurde, ergänzt die Sammlung.

      Ob es die damaligen Perlen, Knochenteile, Steinpfeil­spitzen oder die diversen Krüge in ihrer Gestaltung und Entstehung sind, alles fand nach Namen, Art und, soweit möglich, Zeitalter und Fundort eine Zuordnung und Er­klärung. In diesem Zusammenhang wird auch dem Nicht­sachkundigen von der Leitung des Vereins durch grafische und plastische Darstellungen - so wurde zum Beispiel ein altsteinzeitlicher Jagdplatz rekonstruiert - der Weg des Verstehens erleichtert. Zu diesem Zweck stehen zusätzlich nachgebaute Geräte - hier zieht die Bohrmaschine wohl die meiste Auf­merk­samkeit auf sich - den Besuchern zur Ver­fügung, um sich an ihnen selbst von der Einsatzmöglichkeit zu überzeugen.  

Obwohl das Bild nicht die letzten, dieser Tage fertig ge­wordenen baulichen und fassadenverschönernden Verände­rungen festhält, kann man doch den kulturhistorisch für ein Museum würdigen Rahmen erkennen, dem das Hoch­zeitshaus seinem heutigen Verwendungszweck nach dient. Mit einem Betrag von etwa 30 000 DM wurde an dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden städtischen Gebäude ein neuer Außenanstrich des Fachwerkes vorgenommen. Stellenweise war auch eine Neuverputzung erforderlich. Da einige Fenster nicht mehr den notwendigen Anforde­rungen entsprachen, kam im Zuge der Renovierungsarbei­ten die Stadt auch hier dem Anliegen der Museumslei­tung nach und ließ neue einsetzen. Wie wir weiter er­fahren konnten, soll das Gebäude bis zur 1250-Jahrfeier in 1973 ganz für museale Zwecke hergerichtet werden. Die Ausweitung, die in den nächsten Jahren vorgenom­men werden soll, wird es ermöglichen, auch jene Gegen­stände, die bisher dem Besucher noch nicht offeriert wer­den konnten, der Besichtigung freizugeben.                                                                                                                                                                                 (rs / Aufnahme: Orendt)

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                                                                                 Dank an Karl Burchart, Horst Euler, Marlies Heer, Klaus Leise. Wolfgang Schütz und Dr. Christian Wirkner                                                                                                                                                         für Hinweise und Tipps,  Johannes de Lange für die Scan-Vorlagen

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