Den Anlass für die folgnden Bemerkungen bildet die neueröffnete Ausstellung im Dommuseum Fritzlar, bei der eine Re-liquie des Heiligen Bonifatius gezeigt werden soll, der auch vor Ort (u. a. auch als "Stadtgründer") eine rege Verehrung erfährt. Über die Problematik hatte sich der Autor schon einmal vor einem Vierteljahrhundert kritisch geäußert, und er möchte erneut anmahnen, die historischen Überlieferungen mit einer angemessenen Skepsis zu betrachten, wobei sich die "Panagia" aus dem Osten und der Missionar Winfried aus dem Westen als Beispiele für eine damals zeitgenössische "politische Balance" als besonders geeignet erweisen könnten.
Die Marien-Verehrung, die schon seit der Spätantike im oströmisch-byzantinischen Reich eine gesicherte Tradition aufwies, setzte sich eigenartigerweise recht spät seit dem mittleren Drittel des 10. Jahrhunderts in Westeuropa (z. B. in Reims) erkennbar durch, nachdem genau in dieser Zeit erstmals "Wunder" in Zusammenhang mit der Muttergottes erwähnt wurden. Wie zufällig war das auch die Epoche der Annäherung des sächsisch-deutschen Kaiserhauses an Konstantinopel, die in die Heirat des Kaisersohnes Otto mit der griechischen Prinzessin (oder Hofdame ) Theophanu mündete. Doch es war erst Kaiser Heinrich II. (1002-1024), welcher die Kapelle in seiner neuen Pfalz Goslar St. Maria weihen ließ, nachdem zuvor eher regional oder zeitgemäß populäre Heilige als Patrone gedient hatten. In der Folge wurde die Marien-Verehrung allgemein mit all ihren Varinanten, wie wir sie bis heute kennen. Zu diesem Thema äußerte sich der (leider inzwischen verstorbene) Theologe Franz Siepe, Marburg, schon vor über 20 Jahren, als er systematisch den Lücken in der Überlieferung nachging, um schließlich festzustellen, daß die mittelalterliche Geschichte in Mitteleuropa, wie wir sie heute zu kennen glauben, eigentlich erst im 10. und 11. Jahrhundert begonnen zu haben scheint. Dabei wandelte er auf den Spuren Heribert Illigs, dessen Zweifel ja noch umfassender sind.
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Dank an Karl Burchart, Horst Euler, Marlies Heer, Klaus Leise. Wolfgang Schütz und Dr. Christian Wirkner für Hinweise und Tipps, Johannes de Lange für die Scan-Vorlagen
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