Wochenspiegel Nr. 23/08, vom 06. Juni 19752, S. 1

DIE STADT, IN DER WIR LEBEN
(Die Restaurierung der Statue des Brückenheiligen St. Nepomuk)

Unsere Vaterstadt Fritzlar war im vergangenen Jahre um diese Zeit der Schauplatz zahlreicher Feiern. Sie beging ihr 1250-jähriges Jubiläum kirch­lich und weltlich in erhebender und vollendeter Weise. Ungezählte Besucher aus ganz Deutschland ström­ten in der Domstadt zusammen, um bei den zahlreichen Feierlichkeiten und am „Hessentag 1974“ Zeuge des Geschehens zu sein. Dieser Zuzug zu der alten Stadt am Ederstrande scheint sich in diesem Jahre fortzusetzen. Tag für Tag füllen sich die Parkplätze, deren es leider zu wenige gibt, mit Fahrzeugen aller Art, die Be­sucher der Museen und anderer Sehenswürdigkeiten nach hier bringen.

      Was das gutgeordnete Dommuseum an wertvollen Kostbarkeiten, die reichhaltige Bibliothek an alten Schriftstücken und Büchern, das Hei­mat­museum im Hochzeits­haus an geschichtlichen Denkwürdigkeiten aufzu-weisen hat, sieht man kaum wieder in einer Stadt der gleichen Größe. Ein besonders begeisterter Kunst- und Geschichts­freund unter den zahlreichen Besuchern entdeckte dieser Tage auf dem Wege zum Dommuseum durch die offenstehende Tür im Grashof, dem Friedhof meh­rerer hier verstorbenen Domgeistlichen, ein übermannshohes, aus Sandstein ge-meißeltes, ver­wittertes Denkmal für einen Geistlichen, wie aus der Kopfbedeckung, dem Birett, zu erkennen ist Auf eine dies­bezügliche Frage erfuhr er von dem erklärenden Füh­rer, daß diese Figur den ehemaligen sogenannten „Brückenheiligen“ der alten stei­nernen Ederbrücke darstelle, den man vor langer Zeit infolge von Verkehrs­schwie­­rigkeiten von dort entfernte und der Jahrzehnte unbeachtet in ei­ner Ecke im Gras­hof stand.

      Diese lange Wartezeit geht dem Ende zu. Nachdem die Fritzlarer Hei­matforscher im Einvernehmen mit dem Landeskonservator den ste­hen­gebliebenen Teil der vor Monaten abgebrochenen Brücke über den Mühl­graben für die erholungsuchenden Spaziergänger herrichten lassen, wird auch für unseren „Brückenheiligen“ wieder ein Platz gefunden werden, wohin er eigentlich gehört. Inzwischen wurde, wie man nach neuester Auskunft erfährt, gelegentlich der Be­sprechung der verantwort­lichen Forscher dieser Ort festgelegt. Auf dem noch ste­henden Mauerrest am rechten Ufer an der Pappelallee soll nach sorgfältiger Instandset­-zung des Fundaments das Standbild des Fritzlarer Brückenheiligen sei­nen Standort erhalten. Er soll dann für immer über die Wellen der „adere“, der schnell dahineilenden Eder hinauf zur Stadt mit ihrem alten Dom schauen und auch sie in seinen Schutz nehmen. Unbekümmert um den Hader feind-seliger Nationen steht dieser Heilige auf unzähligen Fluß­brücken von Tirol bis hinauf nach Friesland als schweigsamer Prediger des christlichen Grundsatzes: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Name dieses Unerschrockenen ist der Hl. Johannes Nepomuk, Schutzpatron Böhmens (heute Tschechei). Näheres aus seinem Leben und von seinem Martertode lesen wir demnächst im „Wochenspiegel“. 

                                                                                                       Karl Burchart                                                                                                          (Aufn.: mm)

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