Der hier wiedergegebene Festvortrag des damaligen Stadtarchivars Clemens Lohmann M.A. anläßlich der 1275-Jahrfeier der Stadt Fritzlar, der hier in der Ausgabe der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) wiedergegeben ist, zeigt den Forschungsstand der geschriebenen Geschichte am Ende des 20. Jahrhunderts. Er belegt die fachliche Kompetenz des Autors und zeichnet sich auch dadurch aus, daß dieser -bei den üblichen erinnerungswertigen Epochen- auch eine ge-wisse Schwerpunktverlagerung auf  die jüngeren Phasen der Stadtgeschichte und das  erkennen läßt, was man heute "Zeitgeschichte" nennt. Dabei vergisst er nicht auch die jüngsten Entwicklungen und ihre politische Akteure zu erin-nern, ohne ausdrücklich ihre Namen zu nennen. 
     Die Verhaftung in der geschrieben überlieferten Geschichte ließ eigentlich keine Zweifel aufkommen und räumte für das ganze Geschehen der vergangenen 1275 Jahre kaum Platz für Fragen ein, die -vor allem für die Frühzeit- vor allem Archäologen schon fast von selber kommen konnten. So zeigte der Fundbestand (soweit zum Zeitpunkt des Jubiläums schon bekannt) durchaus Widersprüche zur (z. T. eher legendenhaften) Überlieferung des Gründungsgeschehens auf. Dabei waren zu diesem Moment die rabiaten Thesen eines Heribert Illig noch gar nicht bekannt bzw. populär, während man andererseits schon begonnen hatte, sich Gedanken über die Aktivitäten der iroschottischen Mönche zu machen.  
      Es erscheint nicht fair dies zu kritisieren; in diesen Tagen änderten sich nicht nur die Jahrhunderte sondern auch die Fragestellungen und Methoden sowohl in der vor- und der frühgeschichtlichen wie  der mittelalterlichen und neuzeitli- chen Geschichtsforschung. Zwischen allen sonstigen möglichen allgemeinen wissenschaftlichen Irrwegen der vergan-genen Jahre überhaupt bleibt dieser Vortrag ein Beleg für einen umfassenden, auch kulturpolitisch hohen Kenntnisstand und  äußerst solides Wissen über die Geschichte der Stadt.